Am 15. August 2018 war es soweit: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer überreiche die Förderbescheide zur ersten Runde des Bundesprogramms „Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme“. Mit dabei: Wiesbadens Oberbürgermeister Sven Gerich, der den bis dato größten Förderscheck in die Hessische Landeshauptstadt holt: Mit knapp 15. Millionen Euro fördert der Bund Wiesbadens „DIGI-V“-Projekt.
Der Umbau der Ampeln befindet sich auf der Zielgeraden: Laut Wiesbadener Kurier vom 08. Februar 2021 seien bereits 217 der 227 Ampeln umgerüstet worden.
Verdammt viel Geld
Mittlerweile flossen Förderbescheide über insgesamt eine halbe Milliarde Euro in die Deutschen Kommunen zur Digitalisierung des Verkehrs. Alle unter der Auflage: gefördert wird maximal 50%, die Kommune legt also nochmal dieselbe Summe drauf. Bis heute ist das Wiesbadener DIGI-V-Projekt noch immer das Dritt-größte Einzelprojekt des Programms – überholt nur von Projekten aus Mainz und Hamburg.
Nur wenige Monate später, im Dezember 2018, beginnen die Bauarbeiten in Wiesbaden – gemeinsam mit Siemens Mobility werden die ersten Ampeln umgerüstet. Der Zeitplan ist ambitioniert, denn binnen kurzer Zeit soll ein großer Teil der innerstädtischen Ampeln digitalisiert werden – und das bedeutet je nach Alter der Ampel mal größere, mal kleine Bauarbeiten. Bis August 2021 muss das Projekt beendet sein – mit allem drum und dran.
Die Ampeln werden mit Sensoren ausgestattet, die das Verkehrsaufkommen registrieren, die zwischen Bussen, Autos und Radfahrern unterscheiden können. Die Kameras erkennen und melden die verschiedenen Verkehrsteilnehmer. Vernetzt über einen lernenden Zentralrechner soll damit – so der Plan – eine großräumige, intelligente Verkehrssteuerung möglich. Deutschlandpremiere. Das Ziel: Besserer Verkehrsfluss für alle Verkehrsteilnehmer, bessere Luftqualität – und eine flexiblere Reaktion auf Störgeschehen in der Stadt.
Welche Ampeln werden umgerüstet?
Insgesamt werden, so die Stadt Wiesbaden, 226 Ampeln im Stadtgebiet umgerüstet. Sie erhalten knapp 250 Wärmebildkameras soweit 50 Umwelt- und Wettersensoren.
Doch welche Ampeln überhaupt werden umgerüstet? Obwohl diese Antwort eigentlich kein Geheimnis sein sollte, finde ich keine gesamthafte Übersicht.1Die Antwort des städtischen Tiefbauamtes steht noch aus. Pressemeldungen informieren zwar über Bauarbeiten an bedeutenden Kreuzungen. Mit offenen Augen sind die bereits umgerüsteten Ampeln an den Sensoren auch zu erkennen – doch eine Gesamtliste, aus der auch hervorgeht, welche noch umgerüstet werden müssen – Fehlanzeige.
Aber davon lassen wir uns nicht entmutigen. Ich lege daher zwei Datenquellen übereinander: Einerseits findet sich, etwas versteckt in den Unterlagen des Wiesbadener Verkehrsentwicklungsplans [Schlussbericht 7-4 Handlungsfelder MIV fließend], eine Karte mit betroffenen Straßen. On top lege ich die per overpass aus openstreetmaps exportierten Standorte aller Ampeln im Stadtgebiet. Die Schnittmenge, so die Unterstellung, ergibt eine Auflistung aller für DIGI-V umzurüstenden Ampeln.
Heraus kommen 104 Kreuzungen und Standorte. Da Kreuzungen in der Regel über mehr als eine Ampel verfügen, klingt die Größenordnung nicht allzuschlecht. Ob dieser Ansatz aber 100 Prozent korrekte und vollständige Ergebnisse liefert, daran hege ich Zweifel.
So fehlt die Platter Straße. Die Steuerungsmöglichkeit über die Ampel am Nordfriedhof, die darüber entscheidet, ob Verkehr über die Schwalbacher Straße oder über die Ringe fließt, darf eigentlich nicht fehlen. Dass der Kasteler Hochkreisel erstmal leer ausgeht, wurde hingegen schon bestätigt.
Übersicht über die Förderbescheide bundesweit
1. Förderaufruf (I/II) (15.06.2018) | 1. Förderaufruf (II/II) (26.07.2018) | 2. Förderaufruf (01.10.2018) | 3. Förderaufruf (30.11.2018) | 4. Förderaufruf (16.07.2020)
The first priority is to keep traffic out of Wiesbaden. A park and ride system with large car parks on the main access roads linked to the city with a shuttle bus service. Not the joke of a park and ride to be found currently in Wiesbaden.