Die vollständige Veröffentlichung der Kandidatenlisten zur Stadtverordnetenversammlung im Wiesbadener Kurier inklusive der Adressen lässt eine Reihe räumlicher Analysen zu. Von 592 Kandidatinnen und Kandidaten flossen 587 in die Analysen ein. Von vier Kandidaten war die angegebene Adresse nicht eindeutig (Straße und Hausnummer existiert mehrfach in Wiesbaden). Ein weiterer Kandidat hat vermutlich nicht seine Wohnadresse angegeben – außer er wohnt tatschlich im Hessischen Landtag.
Gesamtzahl Kandidaten nach Stadtteil
Wir starten einfach: Wieviele Kandidaten stehen aus den einzelnen Stadtteilen überhaupt zur Wahl?
In einer früheren Version des Artikels hat das nachfolgende Diagramm falsche Zahlen gezeigt.
Dass bevölkerungsreiche Stadtteile wie Biebrich und Mitte absolut mehr Kandidaten stellen als kleine Stadtteile wie Heßloch, ist wenig verwunderlich. Deshalb im nächsten Schritt die Frage: Sind Stadtteile über- oder unterrepräsentiert – bezogen auf ihren Bevölkerungsanteil? Also stellt ein Stadtteil, der beispielsweise 5% der Wiesbadener Bevölkerung beheimatet, auch 5% der Kandidaten?
Klare Antwort: Jein. Es gibt einige Stadtteile, die überrepräsentiert sind: Mitte stellt knapp über vier Prozentpunkte mehr Kandidaten als Einwohner, Nordost 3,7 Prozentpunkte. Sonnenberg ist ebenfalls überrepräsentiert – getrieben vor allem durch die BLW-Liste. Stadtteile wie Dotzheim, die zwei K’s in AKK und Biebrich sind hingegen unterrepräsentiert.
Stadtteile nach Partei
Nehmen wir die Kombination Partei-Stadtteil mit in die Betrachtung, ergibt sich ein differenzierteres Bild. Die meisten Stadtteile sind auf der Liste der SPD repräsentiert: 25 von 26 (es fehlt nur Naurod). Am wenigsten Ortsteile repräsentiert die PARTEI – allerdings haben die mit elf Kandidaten auch die kürzeste Liste. Alle anderen Parteien und Listen haben mehr Kandidaten als Stadtteile, könnten also theoretisch alle Stadtteile repräsentieren. Hier teilen sich BLW, LKR, Pro Auto und VOLT mit je neun Stadtteilen den hintersten Platz.
Aufgesplittet nach Partei und Stadtteilen lassen sich unterschiedliche Beobachtungen machen.
So ist nur ein Stadtteil auf allen Parteilisten vertreten: Biebrich. Am anderen Ende der Skala haben es Stadtteileinwohner nur auf zwei Listen geschafft: Heßloch (SPD & Pro Auto) und Amöneburg (SPD & ULW).
Gleichzeitig lässt zuweilen eine geografische Konzentration sich beobachten: Der Großteil der Kandidaten der Linken kommt beispielsweise aus Mitte und dem Westend, die FDP konzentriert sich auf Mitte und Nordost. Der Großteil der FREIEN WÄHLER kommt aus Nordenstadt, jeder dritte BLW-Kandidat aus Sonnenberg. Die LKR kommen eher aus Biebrich und Schierstein, auffällig viele ULW-ler aus Klarenthal.
[…] Demografie zur Kommunalwahl – räumliche Analysen […]