Vor einigen Wochen warfen wir einen Blick auf die Kreuzung Mainzer Straße/Kasteler Straße und unterbreiteten Vorschläge, wie durch verschiedene Anpassungen der Kreuzung der Stau auf der Mainzer Straße verringert werden kann.

TL;DR

Eine Erhöhung der Anzahl Rechtsabbieger von der Mainzer Straße in die Kasteler Straße kann durchaus die Gesamtverkehrssituation verbessern – zumindest außerhalb der nachmittäglichen RushHour. Diese muss aber steuerbar sein, um die Verkehrssituation am Nachmittag nicht zu verschlechtern

Profitieren dürften davon eher Fahrzeuge, die nicht von der Mainzer in die Kasteler Straße abbiegen – sondern ihre Fahrt zur Deponie, nach Biebrich oder AKK fortsetzen. Der Gesamteffekt ist ebenso begrenzt durch den nächsten Flaschenhals: Die Kreuzung Kasteler Straße/Biebricher Allee.

Um aus den dargestellten Optionen die beste zu identifizieren, ist ein tieferer Einstieg in die Daten notwendig – konkret hinter die Frage, ob und in welchen Zeitfenstern genau die Kasteler Straße überhaupt Kapazitäten hat, um weitere Fahrzeuge aufzunehmen.

Vorteile der Stau-Verlagerung

Für Fahrzeuge, die von der Mainzer über die Kasteler Straße auf die Biebricher Allee wollen, ändert sich dadurch nicht viel – der Stau aus der einspurigen Mainzer Straße verlagert sich einfach in die einspurige Kasteler Straße. Die Gesamt-Fahrzeit für diese Relation bleibt daher ähnlich.

Durch intensives Beobachten der Kreuzung geschlussfolgerte Haupt-Fahrtrichtungen.

Einen Vorteil hat die Stauverlagerung allerdings für die anderen Fahrrichtungen: Für Fahrzeuge , die am Kreisel Richtung Knettenbrech-Weg oder an der genannten Kreuzung geradeaus (Biebrich, Breslauer Straße) oder links (Bahnhof Wiesbaden-Ost) weiterfahren. Fließt mehr in die Kasteler Straße, können sich die Fahrzeuge schneller entfädeln und sind damit schneller durch – darunter auch die Busse und die städtischen Fahrzeuge der ELW.

Autos aus Richtung Wiesbaden Ost in Richtung Norden brauchen dadurch hingegen länger.

Knackpunkt Kasteler Straße/Biebricher Allee

Ohne Zweifel ist die Kasteler Straße nicht lang genug, um den kompletten Stau der Mainzer Straße aufzunehmen. Mit der Kreuzung Kasteler Straße/Äppelallee wartet knapp 800 Meter weiter eine Kreuzung mit einem ähnlichen Problem: Mehr Fahrzeuge, als die Kreuzung es abwickeln kann. Viele davon auf die Biebricher Allee oder geradeaus in die Äppelallee.

Mehr Rechtsabbieger nicht immer sinnvoll

Die entscheidende Frage ist: Wie viel Kapazität hat die Kasteler Straße zu welchen Uhrzeiten konkret? Denn was nicht passieren soll, ist, dass derart viele Fahrzeuge in die Kasteler Straße einbiegen, dass die Fahrzeuge aus den anderen Richtungen an dieser Kreuzung nicht weiterfahren können.

Diese fahren oft dennoch in den Kreuzungsbereich, können wegen der überfüllten Kasteler Straße dann nicht weiterfahren und blockieren so die anderen Fahrtrichtungen. Die Gesamtverkehrssituation verschlechtert sich dadurch massiv – in den Stoßzeiten ein häufig zu beobachtendes Problem.

Zwei Mal die Kreuzung am Montag, dem 02. Mai: Links um 15:40 Uhr, rechts um 16:30 Uhr. An beiden Zeitpunkten staut es sich in die Mainzer Straße zurück – aber nur links hat die Kasteler Straße auch Kapazität.

Kapazität der Kasteler Straße

Um das zu verhindern, muss die Kasteler Straße stets auch Fahrzeuge aus Richtung Süden bzw. aus der Breslauer Straße aufnehmen können. Schon aus diesem Grund sind diejenigen vorgestellten Optionen, die ein mehr oder weniger unkontrolliertes Rechtabbiegen von der Mainzer in die Kasteler Straße erlauben, ungeeignet.

Lage der Messpunkte.

Die Quantifizierung, wie viel Kapazität in der Kasteler Straße bietet, geschieht (wie auch der Stauindex allgemein) wieder auf Basis der Ist-Verkehrslage von GoogleMaps.

An 16 Messpunkten im Abstand von je ±25 Metern wird dazu die dortige Verkehrslage analysiert – alle zehn Minuten. Eine komplett grüne Kasteler Straße (fließender Verkehr) hat so eine Kapazität von max. 375 Metern – der Rest der Straße ist aus technischen Gründen abgeschnitten.

In den Nachmittags-Hauptverkehrszeiten (~15:00 Uhr bis 17:00 Uhr) kommt es werktags zu deutlichen Kapazitätsengpässen auf der Kasteler Straße. Stau auf der Mainzer Straße ist aber - und das zeigt der unten dargestellte Stauindex für den Wochenverlauf - eigentlich ganztägig.

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Fazit

Eine Erhöhung der Anzahl Rechtsabbieger von der Mainzer Straße in die Kasteler Straße kann durchaus die Gesamtverkehrssituation verbessern - zumindest außerhalb der nachmittäglichen RushHour. Diese muss aber steuerbar sein, um die Verkehrssituation am Nachmittag nicht zu verschlechtern

Profitieren dürften davon allerdings nur Fahrzeuge, die nicht von der Mainzer in die Kasteler Straße abbiegen - sondern ihre Fahrt zur Deponie, nach Biebrich oder AKK fortsetzen. Der Gesamteffekt ist ebenso begrenzt durch den nächsten Flaschenhals: Die Kreuzung Kasteler Straße/Biebricher Allee.


mathias

Aufgewachsen in Berlin, seit acht Jahren Wahl-Wiesbadener. Eigentlich Nordost, im Herzen aber Westend. Regelmäßiger Radler und Carsharing-Nutzer, beruflicher Verkehrsplaner (SGV). Faible für Daten, Karten und Grafiken.

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