Zum Jahreswechsel 2020/2021 ging sie in Betrieb und ist noch immer umstritten: Die Ampel auf der Berliner Straße, die als eine von mehreren Pförtnerampeln den Fahrzeugzufluss in die Innenstadt regulieren und damit für besseren Verkehrsfluss sorgen soll.

Ein Bestandteil der Diskussion sind auch diejenigen Verkehre, die über die B455/Berliner Straße stadteinwärts fahren, aber Richtung Moltkering/New-York-Straße abbiegen. Diese werden durch die Straßenführung ebenfalls von der Pförtnerampel dosiert – obwohl sie nicht in Richtung des dosierten Innenstadtbereichs (1. Ring) laufen. Nun liegen neue Lösungsvorschläge vor.

Letztes Update: 08. Februar 2023.

Chronik (in aller Kürze)

Überarbeiteter Lösungsvorschlag zur Entflechtung der Verkehre

Nach anhaltender Kritik an dem ersten Lösungsentwurf (s.u.) stellte die Stadt Wiesbaden Anfang Februar, kurz vor der Stadtverordnetenversammlung (welche die Situation erneut thematisieren wird), einen überarbeiteten Lösungsvorschlag vor.

Bild: M. Kraft auf Basis der Luftbilder der LH Wiesbaden

Der Vorschlag sieht vor, die Pförtnerung mit Hilfe einer zu errichtenden Ampelanlage auf Höhe der Bushaltestelle Berliner Straße zu verschieben. Im Gegensatz zum ursprünglichen Vorschlag entfällt hier die bauliche Abtrennung der Fahrtrichtung Moltkering/Bierstadt. Fahrzeuge in diese Fahrtrichtungen können damit vor der Pförtnerampel abbiegen; Fahrzeuge aus der Lincolnstraße in Richtung Frankfurter Straße / 1. Ring wie bisher auf die Berliner Straße einfahren.

Durch die zwischen Einmündung Lincoln-Straße der Bushaltestelle verlagerte Staubildung kann nun – je nach Detailumsetzung, Verkehrslage und Regeltreue der Verkehrsteilnehmer – der Busverkehr allerdings in Mitleidenschaft gezogen werden.

Erste Vorlage zur Entflechtung der Verkehre

Die Anfang 2023 präsentierte Lösung ist letztlich ein sehr frühzeitiges ausfädeln der Fahrzeuge, die in Richtung New-York-Straße abbiegen wollen, um weiter nach Bierstadt/Richtung Moltkering zu fahren. Diese sollen, der Vorlage folgend, bereits auf Höhe der Tankstelle über die bereits existente Verbindung auf die Abraham-Lincoln-Straße geführt werden – diese würde damit zum Bypass der Pförtnerampel.

Um einen Missbrauch dieser Umfahrung durch Verkehr in Richtung 1. Ring zu verhindern, sieht die Vorlage eine bauliche Trennung der Abbiegespur und der Hauptfahrbahn zwischen Lincoln-Straße und dem 1. Ring vor. Aus der Lincoln-Straße kommend kann dann nicht mehr stadteinwärts in Richtung Frankfurter Straße und Stresemann-Ring gefahren werden. Im Gegenzug würden Verkehre Richtung New-York-Straße nicht mehr gepförtnert.

Heutige Verkehrsführung stadteinwärts mit Verkehren Richtung New-York-Straße (pink).
Von der Vorlage vorgeschlagene Verkehrsführung stadteinwärts mit Verkehren Richtung New-York-Straße (pink).

Für die Busse, die aus der Lincoln-Straße in Richtung Hauptbahnhof bzw. Frankfurter Straße fahren (5, 28, 45, N2) ist eine Busschleuse in der baulichen Trennung vorgesehen. Zusätzlich würde in dem Zuge eine Radspur stadteinwärts eingerichtet, die die Abraham-Lincoln-Straße mit der Fußgängerbrücke an der Bushaltestelle Berliner Straße verbindet.

Verkehre, die aus der Lincoln-Straße in Richtung Innenstadt wollen, müssten in diesem Vorschlag den Umweg über den zweiten Ring in Kauf nehmen. Der Vorschlag stieß auch deshalb im Ortsbeirat Südost auf gemischtes Feedback – es wird eine starke Zunahme von Schleichverkehren durch das Wohngebiet Weidenborn befürchtet.

Politischer Werdegang: Anträge zur Lösung

Erstmalig griff die Wiesbadener CDU diese Problematik im Mobilitätsausschuss im September 2021 (21-F-02-0006) auf. Der Passus, der für genannte Verkehre eine alternative Lösung fordert, wurde einstimmig angenommen.

(…) Zwar soll durch die Inbetriebnahme der Pförtnerampel der Ring entlastet werden, allerdings werden auch die Abbieger in Richtung Moltkering und Bierstadt hierdurch gestaut, deren Verkehr sonst problemlos fließt. (…)

Der Magistrat wird gebeten, (1) zu prüfen und zu berichten, wie es sichergestellt werden kann, dass der Verkehr in Richtung Moltkering / Bierstadt bei einem Weiterbetrieb der Pförtnerampel auf der Berliner Straße ungehindert abfließen kann.

aus: Anpassung von verkehrlichen Maßnahmen – Antrag der CDU Fraktion vom 08.09.2021

Im März 2022 erneuerten die Fraktionen CDU, FDP, BLW/ULW/BIG und Fw/Pro Auto ihre Forderungen – der Abschnitt zu den abbiegenden Verkehren in die New-York-Straße passierte erneut einstimmig den Mobilitätsausschuss.

Der Magistrat wird gebeten zu berichten, 1. welche Maßnahmen (…) geprüft und ausgearbeitet wurden, damit der Verkehr bei einem Weiterbetrieb der Pförtnerampel stadteinwärts in der Berliner Straße in Richtung Moltkering und Bierstadt wieder ungehindert abfließen kann; 2. wann mit einer Umsetzung dieser Maßnahmen zu rechnen ist.

aus: Pförtnerampel Berliner Straße – Antrag der Fraktionen CDU, FDP, BLW/ULW/BIG und FW/Pro Auto vom 09.03.2022

Ein wenige Tage später erschienener Magistratsbericht ergab hierzu nur wenige Optionen.

Ein Verzicht auf diese Entlastung [die Pförtnerung] wäre nur erreichbar durch eine separate Spurführung auf der Berliner Straße oder aber der Abraham-Lincoln-Straße. Auf der Abraham-Lincoln-Straße scheidet dies aufgrund der einspurigen Einmündung in die Berliner Straße von Vornherein aus. Auf der Berliner Straße müsste für eine untergeordnete Verkehrsbeziehung eine Fahrspur vollständig über einen längeren Abschnitt abgetrennt werden. (…) Eine alternative Umwidmung der Busspur würde dem Ziel der Stabilisierung und Beschleunigung des Busverkehrs diametral zuwiderlaufen. (…) Somit haben alle internen Überlegungen keine Optimierungsmöglichkeit für die Verkehrsrelation zum Moltkering aufzeigen können.

aus: Berichtstext des Dezernates V v. 11. März 2022

Indes erreichte zum Jahreswechsel 2022/2023 eine Sitzungsvorlage die städtischen Gremien, die eine Lösung für das mehrfach angesprochene Problem präsentierte: Die „Sitzungsvorlage 22-V-66-0232 Berliner Straße Nebenfahrbahn – Verbesserung Verkehrsverhältnisse„. Entsprechend aufgegriffen wurde (bzw. wird) das Thema auch beim Mobilitätsausschuss am 26. Januar 2023 mit einem gemeinsamen Antrag von CDU und FDP.

(…) Ein Abbiegen in Richtung Moltkering/New-York-Straße soll von der Berliner Straße in Fahrtrichtung Innenstadt nun verhindert werden, da ein durchgehend 50 cm hoher Zaun dies auf der ganzen Länge der jetzigen Abbiegespur verhindern soll. Ebenso ist es dann nicht mehr möglich von der Abraham-Lincoln-Straße in die Berliner Straße zu gelangen. Grund für die Maßnahme soll der bessere Verkehrsfluss sein. Zu erwarten ist, dass diese Maßnahme erheblichen Einfluss auf die umliegende Gegend (Südost, Bierstadt, Erbenheim und Sonnenberg) haben wird. (…)

Der Magistrat wird gebeten, 1. die Planung bzgl. der neuen Verkehrsführung Berliner Straße/Abraham-Lincoln-Straße im Ausschuss für Mobilität vorzustellen. 2. zu erklären, weshalb aus seiner Sicht ein derart massiver Eingriff in den Verkehrsfluss notwendig ist und dazu entsprechende Fakten vorzulegen. 3. zu berichten, ob die geplante Maßnahme bereits mit den betroffenen Unternehmen in der Abraham-Lincoln-Straße sowie den betroffenen Ortsbeiräten abgestimmt wurde

aus: „Verbesserung“ der Verkehrsverhältnisse auf der Berliner Straße? – Antrag der Fraktionen CDU und FDP vom 18.01.2023

mathias

Aufgewachsen in Berlin, seit über einem Jahrzehnt Wahl-Wiesbadener. Eigentlich Nordost, im Herzen aber Westend. Regelmäßiger Radler und Carsharing-Nutzer, (zu häufig) auch E-Scooter. Ehem. Verkehrsplaner (SGV). Faible für Daten, Karten und Grafiken.

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