Zum 31. Mai 2022 stellte die Stadt Wiesbaden ihr BikeSharing-System ESWE meinRad nach knapp vier Jahren wieder ein. Mit dem Einsammeln der 600 ESWE-Räder verbleiben derzeit zwei Bike-Sharing-Anbieter in Wiesbaden: nextbike und DB Call-A-Bike. Wir werfen ein Blick auf die Zahlen von nextbike.
- Nextbike-Stationen in Wiesbaden
- Abstellung außerhalb von den Stationen
- Nextbike-Flottengröße
- Nutzungen der nextbike-Räder
- Zur Datenerfassung
Während die Fahrräder der Deutschen Bahn ein Nischendasein zu fristen scheinen, sind die nextbike-Fahrräder zumindest unter den Wiesbadener Studierenden verbreitet – aus gutem Grund. Es war der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Hochschule RheinMain, der rund 150 nextbike-Räder nach Wiesbaden holte – die ESWE stieß erst später, im Sommer 2018, mit eigenen Rädern dazu. Die Studenten genießen hier besondere Konditionen bei der Ausleihe – und das lässt sich das vom AStA bezahlen: 1,72 EUR jedes Semesterbeitrages fließen zu nextbike, knapp 40.000 Euro jährlich.
Nextbike-Stationen in Wiesbaden
Auch das Wiesbadener nextbike-System arbeitet mit definierten Abstellzonen. Diese sind im Gegensatz zum ESWE-System allerdings nicht physischer Natur, sondern innerhalb der App virtuell umrissen. 18 solcher Stationen säumten im Frühjahr 2021 die Wiesbadener Innenstadt; im Herbst 2021 kamen sechs weitere Stationen1Nerotal, Nerobergbahn Talstation, Adolfsallee, Ebert-Allee, Mainzer Straße und Dürer-Anlagen hinzu. Am 31. Mai 2022 ist – parallel zur Einstellung des meinRad-Systems – das nextBike-Netzwerk um weitere neun Stationen gewachsen.2Coulinstraße, Neugasse, Luisenplatz, Bahnhofstraße, Hauptbahnhof, Adenauer-Straße/2. Ring, Karlsbader Platz, Frankfurter Straße/Humboldt-Straße, Gustav-Stresemann-Ring
Die Stationen konzentrieren sich allesamt auf die fünf Innenstadtbezirke: Mitte, Rheingauviertel, Westend, Nordost und Südost. Nextbike ist damit aktuell ein reiner Innenstadt-Anbieter.
Durch den Fokus auf die Wiesbadener Studierenden überrascht es auch nicht, dass die meisten Fahrräder an den vier Campus-Stationen (Kurt-Schumacher-Ring, Bertramstraße, Unter den Eichen) zu finden sind. Im Schnitt standen hier im Untersuchungszeitraum3April 2021 bis Mai 2022 mehr als zehn Räder zur Verfügung. Aber auch den zentralen Stationen am Platz der Deutschen Einheit und dem Dernschen Gelände - beides die beliebtesten Ziele von nextbike-Fahrten - fanden sich stets zahlreiche Räder.
Der Fokus auf die Zielgruppe Studierende findet sich auch im Zeitverlauf wieder: So verzeichnen die Campus-Stationen im Zeitraum von Weihnachten 2021 bis zum Start des Sommersemesters (April 2022) vergleichsweise wenig Fluktuation.
Abstellung außerhalb von den Stationen
Grundsätzlich können die Nutzer nextbike-Räder auch außerhalb von Stationen abstellen. Dies kostet im Regelfall (spürbar) Geld - im Vergleich zu den regelkonformen Abstellungen hält sich die Anzahl hier dadurch in Grenzen.
Tatsächlich haben Nutzer nach Abstellung des Rades außerhalb einer Station ein gewisses Intervall Zeit, das Rad wieder zurückzubringen. Bei den hier gezeigten Abstellungen kann es sich also auch um Zwischenstopps halten, bei denen die Miete - um Geld zu sparen - beendet wurde.
Auffällig ist die große Zahl an wilden Abstellungen am Hauptbahnhof - hier gab es bis Ende Mai 2022 keine ausgewiesene Station.
Nextbike-Flottengröße
Nach eigenen Angaben startete nextbike mit rund 150 Rädern in Wiesbaden. In der Spitze waren in Wiesbaden 170 nextbike-Räder verfügbar. Anfang Mai 2022 schrumpfte die Wiesbadener nextbike-Flotte auf rund 110 Fahrzeuge. Zum Juni 2022, parallel zur Einstellung des meinRad-Systems in Wiesbaden wurde die Flotte wieder auf 125 Räder vergrößert.
Kurzfristige Schwankungen in der Zahl verfügbarer Räder können verschiedene Ursachen haben. Neben der (trivialen) Ausleihe von Rädern spielen beispielsweise auch defekte Räder mit rein. Auch bereichsübergreifende Fahrten (beispielsweise von/nach Rüsselsheim) können hier für Schwankungen sorgen.
Nutzungen der nextbike-Räder
Mit Start des Sommersemesters der Hochschule RheinMain im April 2022 stieg auch die Anzahl der nextbike-Ausleihen drastisch an. Gegenüber März 2022 verdoppelten sich die Ausleihen auf über 1.000 Fahrten, im Mai auf knapp 1.300 Fahrten. Zum Vergleich: Das ESWE-meinRad-System kam im April auf knapp 1.500 Fahrten - bei einer sechs Mal so großen Flotte. Details zur Methodik der Erfassung der Fahrten siehe unten.
Zur Datenerfassung
Grundlage der oben dargestellten Auswertungen ist die nextbike-API. Die Datenabzüge erfolgten (mit einigen, überschaubaren Aussetzern) im 20-Minuten-Intervall seit Ende April 2021. Zur Identifikation einer Fahrt wurde die Standortveränderung bzw. Änderung der zugeordneten Station eines Fahrrades verwendet. Dazu müssen folgende Einschränkungen beachtet werden:
- Fahrten, die an derselben Station beginnen wie enden, fallen so durch das Raster. Das führt zu einer Unterschätzung der Fahrten.
- Fahrten, die an einem wilden Standort starten und in einer Station enden, wurden gefiltert. Dies können reguläre Fahrten sein, oder aber das Rad wurde vom Dienstleister eingesammelt und neu aufgestellt. Auch das führt zu einer Unterschätzung der Fahrten.
- Ortsveränderungen, die länger als 180 Minuten dauerten, wurden nicht als Fahrt gezählt. Damit werden beispielsweise Werkstattaufenthalte gefiltert; tatsächlich aber längere Radtouren ebenfalls ignoriert. Auch das führt zu einer Unterschätzung der Fahrten.
- Werden Fahrräder vom Dienstleister zwischen den Stationen umverteilt, wird dies ebenfalls als Fahrt identifiziert - sofern die 180 Minuten nicht überschritten werden. Das führt zu einer Überschätzung der Fahrten.