Problem: Busse zu den peripheren Bahnhöfen

Für den Öffentlichen Schienenverkehr siehts derweil düster aus. Die Aartalbahn fährt (noch) nicht, die CityBahn wurde beerdigt – beide könnten (so sie schon realisiert wären) derzeit noch fahren und Pendlerströme aus dem Taunus oder nach Mainz bedienen. So bleiben derzeit einzig die Züge der Ländchesbahn, die den Hauptbahnhof überhaupt ansteuern können.1Die nicht-Mal-Hand-voll-ICEs aus Richtung Limburg zähle ich mal nicht als hilfreich für den Nahverkehr. Die S-Bahnen enden in Wiesbaden Ost, die RB75 in Mainz Hbf. Die Züge der RB10 überspringen analog zur RE9 den Hauptbahnhof und fahren nur noch Schierstein, Biebrich und Kastel an. Die Innenstadt ist also vom Zugverkehr abgeschnitten, die noch angefahrenen Bahnhöfe in der Peripherie nur schlecht angebunden.

Um den Verkehr halbwegs am Laufen zu halten, müssen also (unter anderem) leistungsfähige Busverbindungen von den Bahnhöfen in die Innenstadt und die Stadtteile her. Das Problem: diese Busse brauchen dazu ebenjene Straßen, die durch den sich durch Wiesbaden quälenden Autoverkehr bestenfalls per Stop & Go befahrbar sind: Der 2. Ring, die Biebricher Allee, die Kasteler Straße. Und keine davon verfügt über Busspuren.

Wer also schon immer Mal formschlüssig in einem Gelenkbus über die A66 fahren wollte, um an der Anschlussstelle Erbenheim zu wenden, bekommt nun dazu Gelegenheit: Einfach mit der Linie 6 von Kastel Richtung Innenstadt fahren. Die Umleitung in die Gegenrichtung (Theodor-Heuss-Ring – Biebricher Allee – Kasteler Straße) ist ebenso wenig vergnügungssteuerpflichtig.

Lösung I: Kurzfristiger Umbau der ASt Mainzer Straße

Mit der Sperrung der Salzbachtalbrücke sind an der Anschlussstelle Mainzer Straße derzeit nur zwei Auf-/Ausfahrten nutzbar: Aus Süden kommend auf die A66 in Richtung Frankfurt und aus Frankfurt kommend gen Norden auf die Mainzer Straße.

In grün markiert: die derzeit nutzbaren Aus-/Auffahren. (Hintergrundbild: Geoportal Wiesbaden).

Die zwei dadurch ungenutzten Rampen eröffnen eine charmante Möglichkeit für den Busverkehr. Mit geringen Anpassungen ermöglichen sie eine Umfahrung der Salzbachtalbrücke, indem die Busse die Auffahrt hochfahren, die Autobahn kreuzen und direkt wieder abfahren. Für die Nord-Süd-Richtung müssen dafür lediglich die Leitplanken entfernt bzw. verschoben werden, in Gegenrichtung wenige Meter asphaltiert.

Mögliche Anpassung der ASt Mainzer Straße, um zumindest den Busverkehr weiter abwickeln zu können: Für die Nord-Süd-Richtung muss lediglich die Leitplanke entfernt werden. In die Gegenrichtung fehlen wenige Meter Asphalt.

Damit entfielen für die Busse der Linien 3, 6, 33, 34 langwierige Umwege über den 2. Ring und die Biebricher Allee bzw. die Anschlussstelle Erbenheim. Die Mainzer Straße verfügt weitgehend über Busspuren, zwischen Salzbachtalbrücke und Amöneburger Kreisel ist durch die Sperrung ohnehin weniger Verkehr. Damit ließe sich weitestgehend unbeeindruckt von den zu erwartenden Staus schnelle Busverbindungen zwischen dem Hauptbahnhof und Wiesbaden Ost realisieren. Freilich müsste per Schranke o.ä. sichergestellt werden, dass diese Abkürzung nur von Bussen und zum Beispiel Rettungsfahrzeugen genutzt wird.

In der Form funktioniert diese Lösung in der Form nur, solang die Nordbrücke der Salzbachtalbrücke nicht wieder freigegeben wird und die Busse so die Autobahn kreuzen können. Sollte der Verkehr auf der nördlichen Brücke wieder aufgenommen werden, könnte eine Ampelanlage o.ä. in Betracht gezogen werden. Einzwei Minuten Wartezeit an der Ampel ist für Busse immer noch schneller als der Umweg über den zugestauten zweiten Ring und die Biebricher Allee.


mathias

Aufgewachsen in Berlin, seit über einem Jahrzehnt Wahl-Wiesbadener. Eigentlich Nordost, im Herzen aber Westend. Regelmäßiger Radler und Carsharing-Nutzer, (zu häufig) auch E-Scooter. Ehem. Verkehrsplaner (SGV). Faible für Daten, Karten und Grafiken.

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Yannicn

Eine schicke Idee mit der Umleitung, was macht man mit dem Autoverkehr, der von Frankfurt kommt und über die Abfahrt Mainzer Straße in die Innenstadt will und der Gegenrichtung? Könnte man genau so in ein Ampelkonzept unterbringen, muss dann nur mit Bus-Spuren arbeiten, sonst haben die Busse nicht viel gewonnen.
Und „der Autoverkehr hat Pech gehabt“ ist aus (Volks-)Wirtschaftlicher Sicht auch keine Option…

Matthias Maxeiners

Klingt blöde, aber die Busse sind nur ein kleines Randproblem. Das kann sich neu aufteilen über die Biebricher Allee und die Frankfurter Straße. Die wahren Probleme sind die Leute mit Ziel Rheingau – und die Entsorgung des Mülls.

Stephan

Sehr gut! Und ich war schon ganz stolz, dass ich alleine auf diese Idee gekommen war… Das ginge m. E. aber durchaus auch für den MIV, wenn man die Autobahnabfahrt komplett sperren würde; aus Frankfurt kommend müsste dann schon in Erbenheim abgefahren werden.

[…] Idee aus dem Verkehrsblog „Fließbaden“ (weitere Infos unter: https://fliessbaden.de/2021/06/19/salzbachtalbruecke-was-zu-tun-ist/) wäre die Nutzung der beiden Zufahrtsrampen zur Autobahn in der Mainzer Straße/ B263 und Querung […]

Gudrun

Die Umweltspuren auf dem 1. Ring müssen weichen! Das ist schade für den Bus, aber da ohnehin der Bahnhof lahm liegt und jeder auf das Auto – wenn möglich – umsteigt, wäre das doch eine gute Lösung.

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