Der erste Berufsverkehr nach Absacken der Salzbachtalbrücke am Freitag Nachmittag droht. Schon bei vergangenen Störungen und Sperrungen an der Brücke ließ sich – wie schon bereits Freitag selbst – gut beobachten, wo sich die nun nicht mehr über die Brücke fahrenden Verkehre langwälzen. Die betroffenen Straßen sind natürlich nicht dafür ausgelegt, die über 80.000 Fahrzeuge am Tag zusätzlich zu ihrem Tagesgeschäft abzuwickeln. In der Folge wird es zu langwierigen und durch die Temperaturen nicht angenehmer werdenden Staus kommen.

Nichtsdestotrotz lassen sich durch einige auch kurzfristig umsetzbare Maßnahmen die Umleitungsstrecken etwas leistungsfähiger machen; die Staus etwas weniger lang. Der Schlüssel dazu liegt in der genaueren Betrachtung der Ausweichverkehre. Beide Fahrtrichtungen unterscheiden sich dabei in den gewählten Routen.

In Ost-West-Richtung, also von Frankfurt kommend Richtung Schiersteiner Kreuz wird sich ein erheblicher Teil des Verkehrs ab der ASt Mainzer Straße über den 2. Ring und die Biebricher Allee zur ASt Biebricher Allee bewegen.1Wenn sie nicht bereits an der ASt Erbenheim auf den 2. Ring gefahren sind.. In die Gegenrichtung wird der Verkehr im Wesentlichen über die ASt Biebricher Allee auf die Biebricher Allee gen Süden abbiegen, um dann über die Kasteler Straße und den Amöneburger Kreisel wahlweise auf die A671 oder wieder auf die A66 zu gelangen.

Orange: Ausweichverkehre in Ost-West-Richtung. Blau: Ausweichverkehre in West-Ost-Richtung. Rote Kreise: besprochene Kreuzungen.
Bild: Eigene Darstellung auf Basis openstreetmaps.

Das Problem dabei: An beiden Ausweichrouten liegen insgesamt drei Kreuzungen, die deutlich mehr Linksabbieger abwickeln müssen, also sie eigentlich hergeben: Die Kreuzungen Theodor-Heuss-Ring/Biebricher Allee, an der Biebricher Allee/Kasteler Straße und schließlich Kasteler Straße/Mainzer Straße.

An allen drei Kreuzungen existieren zwar (immerhin!) designierte Linksabbiegespuren (jeweils eine). Diese sind allerdings nicht exklusiv signalisiert – der Gegenverkehr muss also abgewartet werden. Auch sind die Grünphasen in ihrer Länge nicht auf die zu befürchtende Menge Linksabbieger ausgelegt. Als Folge schaffen es bestenfalls eine Hand voll Autos über die Kreuzung. Zu wenig.

DIGI-V, welches eine dynamische Signalisierung ermöglichen würde, liegt zwar in den Endzügen – ist aber noch nicht einsatzbereit. Damit bleibt eigentlich nur eine Lösung übrig: Ampeln ausschalten und die Verkehrspolizei übernehmen lassen – zumindest in den Stoßzeiten. Wenn die Ampelphasen nicht technisch angepasst werden (können), lässt sich nur so die Durchlassfähigkeit der Kreuzungen in diesen Ausnahmesituationen für die erwartbaren, linksabbiegenden Verkehre erhöhen.

Die Linksabbieger schneller abzufertigen erhöht auch den Verkehrsfluss für alle anderen: Die drei erwähnte Linksabbiegerspuren sind nur wenige Meter lang und fassen nur eine Hand voll Fahrzeuge. Ein Rückstau hier behindert damit auch direkt den Geradeaus- oder Rechtsabbiegenden Verkehr. Insbesondere, da sowohl der Heuss-Ring als auch die Kasteler Straße einspurig auf die Kreuzung zulaufen.


mathias

Aufgewachsen in Berlin, seit über einem Jahrzehnt Wahl-Wiesbadener. Eigentlich Nordost, im Herzen aber Westend. Regelmäßiger Radler und Carsharing-Nutzer, (zu häufig) auch E-Scooter. Ehem. Verkehrsplaner (SGV). Faible für Daten, Karten und Grafiken.

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