Vom 23. Oktober bis 04. November wurde die Kastellstraße im Wiesbadener Stadtteil Nordost neu asphaltiert. Bei den (dringend notwendigen) Sanierungsarbeiten wurde die bis dato erheblich mitgenommene Fahrbahndecke auf 250 Metern ausgetauscht. Mit saniert wurde dabei auch der Asphalt der Bushaltestelle Adlerstraße.

Die Kastellstraße mit der Bushaltestelle Adlerstraße im November 2023 nach der Sanierung. Der Asphalt wird nicht lange so schön aussehen.

Im Bereich der Bushaltestelle Adlerstraße war die Asphaltdecke besonders mitgenommen. Hier bremsen und beschleunigen die bis zu 28 Tonnen schweren Gelenkbusse der stark frequentierten Linie 6 – an immer derselben Stelle. Die Straße ist zudem abschüssig, was zu umso größeren Belastungen beim Anhalten und Abfahren führt. Die Ausrichtung der Straße und die an der Stelle fehlenden Bäume führen außerdem zu einer starken Erhitzung des Asphalts im Sommer durch direkte Sonneneinstrahlung – was Beschädigungen beschleunigt.

Die Bushaltestelle Adlerstraße (Fahrtrichtung Innenstadt) im Januar 2022. Deutlich zu sehen: die Spurrillen durch starke Busbelastungen.
Derartige Spurrillen sind nicht nur für Fahrgäste unangenehm – sie stellen auch ein Risiko für Zweiradfahrer dar.

Die Fahrbahndecke direkt an den Bussteigen der Adlerstraße war zu dem Zeitpunkt nur knapp sieben Jahre alt – die letzte Sanierung erfolgte hier im Rahmen des barrierefreien Umbaus im September 2016 bzw. November 2016. Bereits im Januar 2022, also nur fünfeinhalb Jahre nach der Sanierung, zeigte sich die Fahrbahndecke mit signifikanten Schäden (auch Fotos aus dem Sommer 2019 zeigen bereits sichtbare Verformungen). Der Zustand der Haltestellen vor der Sanierung offenbart sehr anschaulich, wieso Asphalt in solchen Bereichen ungeeignet ist.

Die anderen Haltestellen der Linie 6 auf der Platter Straße sind mit deutlich widerstandsfähigeren Schlackesteinen gepflastert. Gepflasterte Haltestellen finden sich beispielsweise auch an der Biebricher Allee / 2. Ring.
An besonders belasteten Busspuren und -haltestellen finden sich häufig Fahrbahnen aus Beton – wie hier am Dern’schen Gelände. Im Vordergrund finden sich neuere Platten, die in 2023 im Rahmen des Fernwärmeausbaus ersetzt wurden.

In anderen Bereichen mit hohen Belastungen durch häufig fahrende Busse wurden Fahrbahnen und Haltestellen in Wiesbaden vorzugsweise gepflastert oder betoniert. Die ähnlich stark belasteten (und gelegenen) Haltestellen in der Platter Straße wurden daher mit Pflaster, im Verlauf der Schwalbacher Straße mit Beton gebaut. Auch diese verschleißen irgendwann – aber eben Jahrzehnte später. Die Bushaltestelle Adlerstraße wird hingegen in wenigen Jahren wieder sanierungsbedürftig sein, weil hier den hohen Belastungen zum Trotz nur asphaltiert wurde. Der Grund: Asphalt ist billiger.

Die Asphaltierung der Kastellstraße kostete rund 60 Euro pro Quadratmeter. Die Betonierung einer Fahrbahn bzw. die Verlegung von Großpflaster ist mit 120 bis 150 Euro pro Quadratmeter spürbar teurer. Bei Lebensdauern von Jahrzehnten vs. wenigen Jahren ist das aber sinnvoll investiertes Geld. Wer günstig baut, baut mehrfach – und legt am Ende drauf.

Kategorien: Busverkehr

mathias

Aufgewachsen in Berlin, seit über einem Jahrzehnt Wahl-Wiesbadener. Eigentlich Nordost, im Herzen aber Westend. Regelmäßiger Radler und Carsharing-Nutzer, (zu häufig) auch E-Scooter. Ehem. Verkehrsplaner (SGV). Faible für Daten, Karten und Grafiken.

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