Am Nachmittag des 07. März 2024 kollidierten an der Kreuzung Biebricher Allee/1. Ring zwei Kraftfahrzeuge. Mitten im einsetzenden Berufsverkehr sorgte das für erhebliche Rückstaus – und eine Live-Demonstration, wie die Pförtnerampel in der Berliner Straße funktioniert. Eine Rekonstruktion mit Bildern und Diagrammen.

Die Wiesbadener Innenstadt wird von einer Reihe Pförtnerampeln umgeben. Die prominenteste (und daher umstrittenste) steht auf der Berliner Straße, stadteinwärts. Diese soll den Zufluss an PKW in Richtung Innenstadt, vor allem auf den 1. Ring, steuern und den Verkehr dort so flüssig halten. Durch die Vollsperrung der Salzbachtalbrücke kam es hier täglich zu spürbaren Rückstaus.

Mit der Wiedereröffnung der Salzbachtalbrücke ging der Verkehr durch die Innenstadt signifikant zurück – und mit ihm die Rotphasen der Pförtnerampel. Seit Jahresbeginn pförtnert diese daher kaum noch, zu sehen ist häufig ein dauerhaftes Grün. Das führt in manchen Lagern zu dem Schluss, die Pförtnerampel(n) würde(n) dadurch überflüssig. Doch in Ausnahmesituationen zeigt sich weiterhin ihre Funktionsweise.

Zum konkreten Geschehen: Am Donnerstag, den 07. März, kollidiert gegen 16:20 Uhr auf der Kreuzung 1. Ring/Biebricher Allee ein verkehrswidrig abbiegender PKW mit einem zweiten PKW, der ebenfalls verkehrswidrig auf der Umweltspur fuhr. In direkter Folge kommt es zu erheblichen Rückstaus – zuerst auf dem 1. Ring von der Schiersteiner Straße in Richtung Hauptbahnhof. Gleichzeitig können PKWs vom 1. Ring nicht mehr links in die Biebricher Allee abbiegen, der 1. Ring ist nun in beide Richtungen massiv zugestaut.

Als sich der Rückstau gegen 16:30 Uhr in Richtung Berliner Straße/1. Ring ausdehnt, springt die Pförtnerampel an und beginnt, PKWs auf der Berliner Straße zurückzuhalten. Der Rückstau vor der Ampel wird größer und geht teilwesise bis über den 2. Ring hinaus. Gegen 17:15 Uhr wurde die Unfallstelle geräumt und die Kreuzung wieder freigegeben. Der Verkehr auf dem 1. Ring kommt langsam wieder ins fließen. Mit länger werdenden Grünphasen lässt die Pförtnerampel mehr und mehr Autos passieren; der Rückstau vor der Ampel wird kürzer. Kurz nach 18 Uhr wechselt sie dann wieder auf Dauer-Grün.

Ausgelöst durch den Bahnstreik kam es am 07. März zu einem ohnhin erhöhten PKW-Aufkommen in der Stadt. Ausgelöst durch den Unfall auf dem 1. Ring übernahm die Pförtnerampel an der Berliner Straße mitten im Berufsverkehr für etwas mehr als eine Stunde ihre Kernaufgabe: Die Zuflussdosierung von Fahrzeugen in Richtung Innenstadt.

Dass es auf der New-York-Straße in Richtung Innenstadt zu signifikant weniger Staus kam, liegt daran begründet, dass heir (noch) keine Pförtnerampel existiert. In der Folge flossen hier die Fahrzeuge ungesteuert auf die Unfallstelle und den Stau zu - mit (wartezeitverlängernden) Folgen für Fahrzeuge auf der Berliner Straße.


mathias

Aufgewachsen in Berlin, seit über einem Jahrzehnt Wahl-Wiesbadener. Eigentlich Nordost, im Herzen aber Westend. Regelmäßiger Radler und Carsharing-Nutzer, (zu häufig) auch E-Scooter. Ehem. Verkehrsplaner (SGV). Faible für Daten, Karten und Grafiken.

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