Analog zum 1. Ring ist auch der Mittelstreifen der Rheinstraße häufiger als Radweg in der Diskussion – zuletzt auch im Mobilitätsausschuss im Mai 2022 auf Antrag von (u.a.) CDU und FDP. Auch mit der Verlängerung der Radstreifen auf der Fahrbahn zwischen Schwalbacher- und Wörthstraße im Oktober 2022 fachte derartige Gedankenspiele wieder an.

Die Grundidee ist bei beiden Straßen dieselbe – zwischen den Bäumen ist Platz, da könne man radeln, die Straße bliebe dann den Autos vorbehalten. Die Hindernisse und Probleme sind aber ebenso übertragbar: die Kreuzungen, die fehlende Breite, die Konflikte mit anderen Nutzergruppen.

Ein Vertreter des Wiesbadener Tiefbau- und Vermessungsamtes schilderte am 12. Mai 2022 dem Mobilitätsausschuss ebenjene Schwierigkeiten: Ein mittiger Radweg sei aufgrund fehlender Platzverhältnisse nicht realisierbar. Für einen Zweirichtungsradweg schreibe die ERA mindestens 2,50 Meter Breite vor – zuzüglich Fußweg.

Eine Radfreigabe des Fußweges (hier: 1. Ring) kann aufgrund der Geschwindigkeitsbeschränkung höchstens ein Zusatzangebot sein – ersetzt aber keinen Radweg.

Auch für einen Einrichtungsradweg (beispielsweise in Richtung Ringkirche, wie von der CDU explizit im Plenum gefragt) sei der Platz nicht ausreichend.1Zumindest, solang die Bäume und/oder Parkplätze in der Mitte als gegeben angesehen werden.. Ein gemeinsamer Fuß-/Radweg (analog dem Mittelstreifen des 1. Rings heute) wäre nicht benutzungspflichtig; außerdem darf auf solch einem Weg maximal mit Schrittgeschwindigkeit geradelt werden – unattraktiv, wenn es um die Stärkung des Radverkehrs gehen soll. Die Erklärungen waren einleuchtend und überzeugend – so wurde der Antrag einstimmig als ‚durch Aussprache erledigt‚ abgeschlossen.

Umbau der Kreuzungen

Ein weiteres Problem sind die Kreuzungen. Zwischen Ringkirche und Wilhelmstraße bzw. Friedrich-Ebert-Allee ist der Mittelweg der Rheinstraße an insgesamt acht Kreuzungen unterbrochen. Acht Kreuzungen auf knapp 1,1 Kilometer – alle 120 Meter.

Diese sind unterschiedlich komplex – von einer Tiefgaragenausfahrt oder einem U-Turn bis hin zu komplexen Kreuzungen wie der Schwalbacher- oder der Bahnhofstraße. Die meisten davon sind – Stand heute – nicht von Mittelweg zu Mittelweg kreuzbar. Heißt: Hier stünde ein Umbau an – verbunden mit Baustellen, Kosten und an einigen Stellen auch permanenten Einschränkungen für den MIV.2Fuß-/Radüberwege brauchen Platz – dieser geht zulasten von Abbiegespuren. Zum Vergleich: Der Umbau der Kreuzung Rheinstraße/Ringkirche hat mehrere hunderttausend Euro gekostet – für eine Kreuzung.

Bahnhofstraße Ecke Rheinstraße: Ein Kreuzen von Mittelweg zu Mittelweg ist hier heute nicht möglich – stattdessen müssen drei bzw. vier Ampeln gekreuzt werden.

Die Rheinstraße auf Höhe der Adolfstraße. Eine Kreuzungsmöglichkeit ist grundsätzlich vorhanden – die Sichtbeziehung durch Hecke und Trafohäuschen aber mangelhaft.

Auch an der Kreuzung Moritzstraße/Rheinstraße ist heute keine Kreuzungsmöglichkeit vorhanden.

Rheinstraße Ecke Schwalbacher Straße – auch hier keine Kreuzungsmöglichkeiten von Mittelstreifen zu Mittelstreifen.

Der Linksabbieger von Rheinstraße in die Karlstraße – für einen Fuß-/Radübergang müssten hier die Abbiegespuren verkürzt werden – zulasten der geradeaus fahrenden Autos auf der Rheinstraße.

Dieselbe Situation – Linksabbieger von der Rhein- in die Wörthstraße. Auch hier müsste die Abbiegerspur verkürzt werden.

Kategorien: Radverkehr

mathias

Aufgewachsen in Berlin, seit über einem Jahrzehnt Wahl-Wiesbadener. Eigentlich Nordost, im Herzen aber Westend. Regelmäßiger Radler und Carsharing-Nutzer, (zu häufig) auch E-Scooter. Ehem. Verkehrsplaner (SGV). Faible für Daten, Karten und Grafiken.

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